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Stephanie Radeke

Introvertierte können keine Führungskräfte sein? - Ein Mythos, den es zu widerlegen gilt


In meiner Tätigkeit als Personalentwicklerin hatte ich während der Durchführung des Schulungsprogrammes für Nachwuchsführungskräfte ein Gespräch mit einem Teilnehmenden. Wir haben uns sein Persönlichkeitsprofil angeschaut und klar sehen können, dass er nun mal introvertiert ist.


Er schilderte mir folgendes "Problem": Vor seinen Mitarbeitenden zu sprechen fällt ihm unglaublich schwer. Diese Teammeetings machen ihn nervös und er weiß ganz oft nicht, was er sagen soll. Mache ihn das zur schlechten Führungskraft?


Was ich grundsätzlich immer sage, wenn ich die Persönlichkeitsanalysen durchführe, ist: Eine Analyse ist KEINE Wertung darüber, ob du eine gute Führungskraft bist oder nicht. Sie soll Aufschluss geben, Klarheit über sich selbst schaffen und darlegen, wo Stärken und Motivation liegen.


Als Extrovertierte kann ich sagen, mir fällt es natürlich unfassbar leicht vor anderen zu sprechen und auch ad hoc etwas aus dem Hut zaubern. Dafür benötige ich keine Vorbereitung. Aber dieser Coachee benötigt eben etwas anderes: Vorbereitung! So simpel es auch ist. Diese introvertierte Person benötigte einfach nur Vorbereitung. Wir haben zusammen erarbeitet, dass er solche Teammeetings plant, sich Stichpunkte mit aufschreibt und somit seinen Leitfaden hat. Für ihn war das der Game Changer. Er hatte keine spontanen Meetings mehr abgehalten und kleine Karteikarten beschrieben mit Stichpunkten, die er in diesem Termin ansprechen wollte.

Sein Fazit: Er fühlte sich sicher!


Nun zu der Aussage "Introvertierte können keine Führungskräfte sein". Das ist ein klares Vorurteil. Erst einmal ist das nicht entscheidend, ob du introvertiert oder extrovertiert bist. Jeder hat seine Stärken.


Die Realität ist jedoch weit komplexer und differenzierter. Ich werde dir nun erläutern, warum Introvertierte sehr wohl fähig sind, exzellente Führungskräfte zu sein, und wie ihre besonderen Eigenschaften ihnen sogar einen Vorteil verschaffen können.


Die Stärken der Introvertierten


1. Zuhören als Superkraft

Introvertierte sind bekannt dafür, gute Zuhörer zu sein. In einer Führungsposition ist diese Fähigkeit von unschätzbarem Wert. Eine Führungskraft, die zuhören kann, versteht die Bedürfnisse und Sorgen ihrer Mitarbeiter besser und kann darauf basierend fundierte Entscheidungen treffen. Diese tiefere Ebene des Verstehens und der Empathie fördert ein vertrauensvolles und produktives Arbeitsumfeld.


2. Tiefes Nachdenken und Reflektion

Introvertierte neigen dazu, Situationen und Entscheidungen gründlich zu durchdenken, bevor sie handeln. Dieses tiefgründige Nachdenken führt zu gut überlegten, strategischen Entscheidungen. Anstatt impulsiv zu handeln, wie es extrovertierte Führungskräfte manchmal tun könnten, sorgen introvertierte Führungskräfte für Stabilität und Weitsicht.


3. Authentizität und Bescheidenheit

Introvertierte Menschen sind oft authentisch und bescheiden. Sie haben kein Bedürfnis, ständig im Mittelpunkt zu stehen oder sich selbst zu profilieren. Diese Eigenschaften führen dazu, dass sie oft als ehrlich und zuverlässig wahrgenommen werden – wesentliche Merkmale, um das Vertrauen des Teams zu gewinnen.



Beispiele erfolgreicher introvertierter Führungskräfte


Die Geschichte ist reich an Beispielen von erfolgreichen introvertierten Führungskräften. Bill Gates, Mitbegründer von Microsoft, und Warren Buffett, einer der erfolgreichsten Investoren aller Zeiten, sind beide bekennende Introvertierte. Ihre Fähigkeit, fokussiert zu arbeiten, strategisch zu denken und langfristige Ziele zu verfolgen, hat maßgeblich zu ihrem Erfolg beigetragen.



Herausforderungen und Lösungen


Natürlich stehen introvertierte Führungskräfte auch vor Herausforderungen. In einer Welt, die oft Extrovertiertheit belohnt, müssen sie lernen, ihre Stimme zu erheben und in großen Gruppen oder öffentlichen Situationen selbstbewusst aufzutreten. Doch diese Herausforderungen sind nicht unüberwindbar. Mit gezieltem Training und bewusster Anstrengung können introvertierte Führungskräfte lernen, sich in solchen Situationen wohl zu fühlen.



Fazit: Vielfalt in der Führung ist der Schlüssel


Führung ist keine Einheitsgröße, die auf alle passt. Unterschiedliche Situationen und Teams erfordern unterschiedliche Führungsstile. Die Annahme, dass nur extrovertierte Menschen gute Führungskräfte sein können, schränkt die Möglichkeiten ein und ignoriert das Potenzial, das introvertierte Führungskräfte bieten. Ihre Fähigkeit zuzuhören, tief zu reflektieren und authentisch zu führen, kann zu außergewöhnlichen Ergebnissen führen.


Die Zeit ist reif, das Klischee vom extrovertierten Führungsstil zu hinterfragen und die Stärken introvertierter Führungskräfte anzuerkennen. Schließlich ist es die Vielfalt der Persönlichkeiten und Führungsstile, die Unternehmen wirklich erfolgreich macht.



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